Diabetes mellitus verstehen: 5 Antworten auf wichtige Fragen für Deinen Alltag

Die Diagnose steht fest, und nun? Nicht nur Du stellst Dir viele Fragen, auch Dein direktes Umfeld, wie beste Freundschaften, Angehörige oder Ehepartner sind vielleicht sehr verunsichert und stehen vor Herausforderungen, mit denen sie jetzt auf Dich zukommen. Gerade kurz nach der Diagnose kannst Du manche fachliche Fragen zum „wie und warum“ vielleicht gar nicht richtig beantworten, oder Du möchtest es auch gerade gar nicht. Denn wer weiß, was in zehn oder zwanzig Jahren sein wird oder wie es sich jetzt oder später anfühlt, nicht immer alle Instrumente seiner diabetischen Behandlung beherrschen zu können? Wer kann nachempfinden wie es sich anfühlt, Unsicherheiten, Ängste und Herausforderungen im Zusammenhang mit der Erkrankung als Bestandteil seines Lebens akzeptieren zu müssen? Bist Du vielleicht aktuell gerade mit der Diabetesdiagnose von Deinem Arzt konfrontiert worden? Vielleicht gab es bei Dir schon einmal Situationen, in denen Du Dich dabei erwischt hast, wie Du Deine Gefühlswelt zu den Bedrohungen durch Folgeerkrankungen und notwendigen Lebensveränderungen bewusst bagatellisiert hast, nur um nicht genauer darauf eingehen zu müssen? Wenn Du jetzt über diese Fragen selbst einmal kurz nachgedacht hast, dann wird dieser Artikel für Dich sehr hilfreich sein. Ich möchte Dich mit diesem Beitrag auf 5 wichtige Fragestellungen Deines Umfelds vorbereiten.

Während deiner Diabeteserkrankung wirst du sicherlich mit verschiedenen Fragen konfrontiert. Um souverän auf diese diabetesspezifischen Fragen reagieren zu können, ist ein gewisses Maß an Wissen erforderlich. Hierbei möchte ich dir einige Denkanstöße geben. Lass uns beginnen, mehr über deine Diabeteserkrankung zu erfahren. Gemeinsam werden wir nun folgende Fragen und ihre erklärenden Hintergrundinformationen genauer betrachten. Dies kann dir möglicherweise dabei helfen, im Alltag besser auf diese Fragen antworten zu können:

1. Wie kann ich meine Diagnose Diabetes akzeptieren lernen?

Akzeptanz bildet einen wesentlichen Bestandteil und kann durch Schulungsmaßnahmen und Aufklärung über die Erkrankung erreicht werden. Basierend auf der ärztlichen Therapieplanung sollst du durch Wissenserwerb und Erfahrung in die Lage versetzt werden, für die Umsetzung deiner Therapie eigenverantwortlich zu handeln. Es ist ebenfalls von Bedeutung, das Ausmaß der täglichen Herausforderungen für den Verlauf deiner Behandlung zu verstehen und anzuerkennen.

Als junger Mensch mit Typ-1-Diabetes bedeutet dies, unerwartet mit dieser lebenslangen Erkrankung umzugehen und sie anzunehmen. Als Erwachsener mit Typ-2-Diabetes bringst du bereits einige Lebenserfahrungen und langjährige Gewohnheiten mit. Jetzt gilt es, sich den neuen Herausforderungen zu stellen und dein Leben an die Erkrankung anzupassen. Beide Formen haben eines gemeinsam: Eine medizinische Heilung des Diabetes ist derzeit nicht möglich, daher ist eine lebenslange Auseinandersetzung mit der Diabetestherapie unausweichlich.

Neben der Übernahme von Verantwortung erfordert dies auch die Aktivierung deiner Bewältigungsressourcen, insbesondere in Bezug auf Arbeit, Leistung und die Wahrnehmung von Körpersymptomen. In diesem Zusammenhang kann der Austausch im Freundeskreis, in der Familie oder im professionellen psychotherapeutischen Kontext die Akzeptanz der Erkrankung erleichtern.

Wichtig ist zu betonen, dass der Einfluss auf deine Diabetesakzeptanz aus verschiedenen Komponenten deiner Umwelt und deiner Persönlichkeit resultiert. Ein geringes Selbstwertgefühl und die Neigung, sich selbst die Schuld an der Erkrankung zu geben, könnten die Akzeptanz beeinträchtigen. Andererseits kann es förderlich sein, wenn du selbstbewusst im Umgang mit den technischen Hilfsmitteln der Diabetestherapie bist und es dir leichtfällt, dein Gesundheitsverhalten und deine Lebensweise an die Erkrankung anzupassen.

Wie du erkennen kannst, steht die Akzeptanz für die umfassende Integration des Diabetes in dein Leben. Dies ist ein komplexes Thema mit vielfältigen Einflüssen und Anpassungen. Daher ist es für die meisten Menschen ein lebenslanger Prozess, der nie vollständig abgeschlossen zu sein scheint.

2. Wie gehe ich mit Ängsten in Bezug auf meinen Diabetes um?

Seit dem Zeitpunkt der Diagnose ist dir sicherlich bewusst geworden, dass egal welche Diabetes-Form du hast, die Dinge nach deiner Diagnose nie mehr so sein werden wie zuvor. Dies führt bei vielen Menschen zu Unsicherheit und Angst. Im Kontext des Diabetes ist diese Angst jedoch auch ein wichtiges Signal für mögliche Bedrohungen. Sie kann einerseits, abhängig von ihrer Art und Intensität, als Antrieb für deine Diabetestherapie dienen. Andererseits kann übermäßige Angst vor Folgeerkrankungen, Insulintherapie oder Unterzuckerungen hinderlich für eine gute Blutzuckereinstellung sein.

Daher wird deutlich, dass deine generellen Ängste im Zusammenhang mit der Erkrankung entweder hilfreich oder hinderlich sein können. Es ist daher sehr empfehlenswert, dich von deinem medizinischen Team (Ärzte, Ernährungsberater, Psychotherapeuten, Diabetes-Coach) beraten zu lassen. Dies hilft dir zu verstehen, ob deine Ängste realistisch sind oder von deiner generellen Ängstlichkeit abweichen. Menschen mit Diabetes neigen aufgrund der speziellen Anforderungen im Alltag häufiger zu Ängsten und Angststörungen. Fachliteratur zeigt, dass das Risiko einer Angststörung bei Menschen mit Diabetes um 20 % erhöht ist. Glücklicherweise gehören krankhafte Ängste zu den behandelbaren psychischen Störungen mit einer hohen Erfolgsaussicht.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass du mit deinen diabetesbezogenen Ängsten nicht allein bist. Du solltest dich nicht zurückziehen, sondern deine Ängste ernst nehmen und frühzeitig handeln. Besonders dann, wenn du das Gefühl hast, dass du nicht mehr angemessen auf bestimmte Situationen und Lebenslagen reagieren kannst. In solchen Fällen ist es wichtig, professionelle medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, um gemeinsam an einer Problemlösungsstrategie für deine psychische Entlastung zu arbeiten.

3. Ist es normal, traurig oder vielleicht sogar verzweifelt zu sein?

Traurigkeit und Verzweiflung sind verschiedene Aspekte im Rahmen einer Depression. Alleine sind diese emotionalen Zustände jedoch nur allgemeine Anzeichen einer vorübergehenden depressiven Stimmung, die gelegentlich bei jedem Menschen auftreten können.

Wenn deine Symptome sich jedoch über mindestens zwei Wochen erstrecken und einen starken Einfluss auf deinen Körper, Geist und sozialen Bereich haben, spricht man nach internationalen Standards von einer affektiven Störung. Im Zusammenhang mit Diabetes ist dies keine Seltenheit, da die Fachliteratur besagt, dass Menschen mit Diabetes im Vergleich zu Menschen ohne Diabetes etwa doppelt so anfällig für Depressionen sind. Etwa 10 % der Menschen mit Diabetes leiden zudem an einer depressiven Störung. Es kann also eine Wechselwirkung zwischen Diabetes und Depression geben, bei der eine Erkrankung die andere auslösen kann.

Menschen mit Diabetes können in verschiedenen Situationen besonders anfällig für Depressionen sein. Zum Beispiel können depressive Reaktionen im Zuge der ärztlichen Aufklärung über die lebenslange chronische Diabeteserkrankung und die damit verbundenen Lebensveränderungen auftreten. In der medizinischen Fachwelt spricht man dann von einer Anpassungsstörung. Weitere depressive Reaktionen können nach dem Auftreten von Folgeerkrankungen oder schweren Über- und Unterzuckerungen auftreten.

Das Wichtigste ist, dass du für dieses Thema sensibilisiert bist. Wenn du unsicher über deine aktuellen Gefühle und Symptome bist, solltest du keine Angst oder Scham empfinden. Wenn du das Gefühl hast, dass es nötig ist, solltest du definitiv aktiv werden. Suche professionelle medizinische Unterstützung. Eine Depression allein zu bewältigen, ist keine gute Idee. Um eine effektive Behandlung einzuleiten, ist eine genaue Diagnose der depressiven Symptome und eine Einschätzung der verfügbaren Handlungsoptionen notwendig.

4. Darf ich jetzt kein Auto mehr fahren oder ist mein Wunschberuf in Gefahr?

Es ist besorgniserregend, dass aktuelle Gesundheitsberichte nach wie vor aufzeigen, dass Menschen mit Diabetes immer noch Benachteiligungen erfahren können (gesundheitsbericht_2023_final.pdf (diabetesde.org)). In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, dass Diskriminierung bei Bewerbungen und Beförderungen auftreten kann. Für Menschen mit Diabetes ist es immer noch schwierig bis unmöglich, verschiedene Versicherungen zu erhalten. Zusätzlich scheinen veraltete Tauglichkeitsvorschriften in vielen Arbeitsbereichen zu existieren, die Menschen mit Diabetes pauschal als „untauglich“ einstufen. Dies kann zu starken Beeinträchtigungen des Selbstwertgefühls und psychosozialen Belastungen bei den Betroffenen führen.

Es ist offensichtlich, dass in der Öffentlichkeit einige falsche Informationen über die Erkrankung kursieren. Besonders beunruhigend ist, dass diese Informationen anscheinend nicht mehr dem aktuellen Stand der Wissenschaft entsprechen.

Durch den medizinischen Fortschritt der letzten Jahre und moderne Therapie- sowie Blutzuckerkontrollmöglichkeiten wird in der medizinischen Fachwelt davon ausgegangen, dass Menschen mit Diabetes heutzutage in (nahezu) allen beruflichen Bereichen voll einsatzfähig sind (20190926_Leitfaden_fuer_Betriebsaerzte_zu_Diabetes_und_Beruf.pdf (ddg.info)). Zudem gibt es keine Belege dafür, dass Menschen mit gut eingestelltem Diabetes und stabiler Glukosesituation generell ein höheres Verkehrsrisiko darstellen als Menschen ohne Diabetes (Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung (hbz-nrw.de)). Deshalb ist es nicht überraschend, dass sportliche Aktivitäten im Freizeit- und Leistungssport bei gutem Wissen über die Krankheit und ihre Symptome umfassend möglich sind. Beeindruckende Beispiele hierfür finden sich in der Diabetes- und Sportfibel von Ulrike Thurm und Bernhard Gehr.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Sonder- und Schlechterstellungen nicht mehr den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechen. Eine Diabeteserkrankung allein ist kein Grund mehr für einen Ausschluss aus dem gesellschaftlichen Leben. Teilnahme am Straßenverkehr sowie sportliche Aktivitäten im Freizeit- und Leistungssport sind bei ausreichendem Wissen über die Krankheit und ihre Symptome umfangreich möglich.

5. Ich fühle mich überfordert. Was kann ich dagegen tun?

Du zeigst regelmäßig ein hohes Engagement in Bezug auf dein Diabetesselbstmanagement und setzt wirklich viel Mühe ein. Du befolgst die Anweisungen deines Behandlungsteams, dennoch verhält sich dein Blutzuckerspiegel unvorhersehbar. Trotz deiner Bemühungen zeigen sich erste Erschöpfungsanzeichen wie Reizbarkeit, Verhaltensänderungen und wachsende Kraftlosigkeit.

In solchen Situationen kann ein Gefühl von Kontrollverlust, Resignation und Entmutigung entstehen. Diese Symptome sind klare Anzeichen für psychische Belastung und könnten ein dauerhaftes Überforderungsgefühl auslösen.

Das genannte Beispiel verdeutlicht, dass die Anforderungen deines Diabetesselbstmanagements durchaus zu Überforderung führen können. Diese Überforderung, spezifisch im Zusammenhang mit Diabetes, wird als Diabetes-Distress bezeichnet und hat ähnliche Symptome wie Depression. Laut medizinischer Fachliteratur beträgt die Prävalenz des Diabetes-Distress bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes jeweils 40 % (Skinner et al., 2019). Es wäre daher nicht ungewöhnlich, wenn das beschriebene Beispiel auch auf dich zutrifft.

Zuallererst ist es ratsam, abzuklären, ob deine Symptome normale emotionale Reaktionen auf die anspruchsvollen Anforderungen deines Diabetesselbstmanagements sein könnten. Neben persönlichen therapeutischen Gesprächen können spezielle Fragebögen diese Einschätzung unterstützen. Langfristiger Diabetes-Distress kann sich negativ auf dein Selbstmanagement und deine Stoffwechsellage auswirken. In solchen Fällen ist es mittelfristig erforderlich, deine Stressfaktoren zu reduzieren. Es ist wichtig zu verstehen, dass Diabetes-Distress keine persönliche Niederlage darstellt, sondern ein emotionales Element des Umgangs mit deiner Diabeteserkrankung ist.

Fazit

Insgesamt lässt sich feststellen, dass der Umgang mit Diabetes eine vielschichtige Herausforderung darstellt, die nicht nur körperliche, sondern auch psychische Aspekte umfasst. Die Belastungen, die mit der Erkrankung einhergehen, können zu verschiedenen Formen von emotionalen Belastungen führen, darunter der Diabetes-Distress. Dieser emotionale Zustand, der durch das Überforderungserleben im Zusammenhang mit den Anforderungen des Diabetesselbstmanagements entsteht, kann ähnliche Symptome wie Depression aufweisen.

Wichtig ist zu erkennen, dass diese Emotionen und Belastungen ein normaler Teil des Diabeteserlebens sind und keineswegs auf persönliches Versagen hindeuten. Stattdessen spiegeln sie die komplexen Anforderungen und Veränderungen wider, die mit der Erkrankung einhergehen. Es ist ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um mit solchen emotionalen Belastungen umzugehen und geeignete Strategien zur Stressreduktion zu entwickeln.

Die medizinische Forschung und moderne Therapieansätze haben dazu beigetragen, Missverständnisse über Diabetes aufzuklären und die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Diabetes zu fördern. Es ist wichtig, diese Fortschritte anzuerkennen und sich auf aktuelles Wissen und Forschungsergebnisse zu stützen, um Vorurteile abzubauen und eine integrative Umgebung für Menschen mit Diabetes zu schaffen.

Fragen aus deinem Umfeld zu Unsicherheiten, Ängsten und Herausforderungen im Zusammenhang mit der Diabeteserkrankung sind keine Ausnahmen, sondern ein natürlicher Teil des Lebens für jeden Menschen mit Diabetes. Um souverän auf diese diabetesspezifischen Fragen reagieren zu können, ist es wichtig, Hintergrundwissen über die Erkrankung und ihre Therapieformen zu haben.

Um belastende und gesundheitsschädigende Gefühle und Gedanken frühzeitig zu erkennen, ist es entscheidend, dass du deine psychischen und körperlichen Symptome im Kontext der Diabeteserkrankung einordnen kannst.

Heute wissen mittlerweile viele Menschen mit Diabetes, dass sie trotz der Erkrankung ein Leben führen können, das weitgehend dem eines Menschen ohne Diabetes gleicht. Dennoch steht die Akzeptanz der umfassenden Integration des Diabetes in das Leben sowie das Erlangen von guten Kenntnissen über die Krankheit und ihre Symptome im Vordergrund. Der Wille und die Bereitschaft, kontinuierlich dazuzulernen, können unsere Perspektive auf die Dinge verändern. Dies fördert eine optimistische Einstellung, die es uns ermöglicht, Schwierigkeiten im Umgang mit Diabetes offen anzugehen und zu bewältigen.

Weiterführende Fragen?

Mit meinem Therapie- und Coachingverfahren helfe ich Menschen mit Diabetes, deren psychisch belastenden und krankmachenden Gedanken und Gefühle in Bezug auf die Krankheit, in gesunde emotionale Reaktionen und gesundheitsförderliche Verhaltensweisen zu überführen.

Hinterlassen Sie mir Ihre Kontaktdaten hier und ich werde Sie kontaktieren, um mit Ihnen ein 15-minütiges kostenfreies Kennenlerngespräch zu vereinbaren.

PSYCHOTHERAPIE & COACHING

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